Ich nehme normalerweise lieber auf dem Beifahrersitz Platz. Nur in den seltensten Fällen übernehme ich das Steuer eines Autos. Ich besitze natürlich einen Führerschein. Nur mangelt es mir an der Fahrpraxis. Als ich das letzte Mal im Wagen am Lenkrad Platz genommen habe, musste das Auto fahruntauglich mit Motorschaden vom Abschleppdienst in die Werkstatt gebracht werden. Dass ich nun also am Lenkrad des Bootes sitze und gleich rückwärts in See stechen soll, ist eine Herausforderung der besonderen Art.
Kein Führerschein notwendig
Ich schlendere durch Zell am See. Ziel ist das Ufer des Zeller Sees. Dort möchte ich nach der Wanderung auf die Schwalbenwand den Tag ausklingen lassen. Auf dem Wasser treibend. Im Boot. Umgeben von Bergen. Besonders beeindruckend sticht hier das Kitzsteinhorn hervor, dass sich am Seeende gen Himmel emporhebt.
Wir steuern also geradewegs auf den Bootsverleih zwischen Casino und Stadtpark zu. Hier liegen einige Elektroboote im Hafen. Einen Führerschein braucht man für das Fahren der Boote keinen. Das kann also jeder. Dann werde ich heute das Steuer übernehmen. Der Mann, der uns das Boot aushändigt, blickt mich warnend an: „Nirgends dagegen fahren!“. Okay. Verstanden. Und Platz zum Ufer soll ich einhalten. Denn dort werde das Wasser viel flacher.
Wir entscheiden uns für die Luxusausfürung. Princess heißt das türkis-weiße Boot, mit dem wir in See stechen werden. An Deck gibt es nicht nur eine Sonnenliege, sondern auch ein kleines Tischchen. Ausgezeichnet. Dort stelle ich als erstes den Picknickkorb ab, den ich unterm Arm trage. Die Ananas, die Kirschen und die Weintrauben passen perfekt zum Sommerfeeling, das hier am Zeller See aufkommt.
Kein Problem beim Ausparken
„Fahr hier erst gerade rückwärts raus,“ weist mich der Bootsverleiher noch an. Gesagt, getan. So tuckere ich im Rückwärtsgang nach hinten. Irgendwann blicke ich zu Felix, der ausnahmsweise auf dem Beifahrersitz sitzt: „Meinst du, ich kann jetzt schon vorwärts fahren?“ – „Ja, schon längst. Schau mal, wie weit du schon aus dem Hafen raus bist“.
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![]() | Das Bootfahren auf dem Zeller See ist nur eines der Wasserhighlights in Zell am See-Kaprun. |
Mit Höchstgeschwindigkeit geradeaus
Okay. Dann gebe ich jetzt mal so richtig Gas. Ich lege den Hebel um. Schalte in den Vorwärtsgang, schlage das Lenkrad ein und spüre die Beschleunigung. Naja. Fast. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 7 km/h „düse“ ich über das Wasser.
Wind peitscht mir ins Gesicht. Das ist aber kein Fahrtwind, es ist einfach super stürmisch. Und davon bleibt auch das Boot nicht unberührt. Wellen bringen es zum Schaukeln. Es schwankt von links nach rechts und wieder zurück.
Einer lenkt, einer isst
Und während ich das Bootchen sicher über die Wellen manövriere, andere Boote überhole und einem großen Ausflugsschiff ausweiche macht sich Felix über unseren Picknickkorb her, genießt ein Schlückchen Weißwein und bietet mir schließlich auch ein Glas an.
Aber Alkohol am Steuer – ist das erlaubt? Die Recherche besagt, dass die Promillegrenze auf dem Wasser (in Deutschland) bei 0,5 Promille liegt. Ausnahme bildet der Bodensee. Hier sind angeblich 0,8 Promille geduldet. Aber keine Sorge. So weit möchte ich das sowieso nicht ausreizen. 😉
Der Sprung ins kalte Wasser
Ich hole mir den Kick lieber woanders und nicht durch den Alkohol. Stattdessen wage ich den Sprung ins kalte Wasser. Zuvor habe ich schon die Temperatur erfühlt. Fühlt sich nicht wirklich kalt an. Also raus aus der Kleidung, rein in den Bikini.
Drei – zwei – eins. Kopfsprung. Eh ich nochmal darüber nachdenken kann, dass mir schon hier draußen nicht wirklich warm war, hüpfe ich auch schon ins Wasser. Puh. Doch ein bisschen kühler als gedacht. Aber es tut gut. Erfrischend.
Perfektes After-Berg-Programm
Nach der vorausgegangen Bergtour war der Sprung ins Wasser genau das richtige. Generell ist so ein Abend auf dem Wasser doch das perfekte „After-Berg-Programm“, denke ich mir. So könnte ruhig jeder Wandertag ausklingen.
Und vielleicht kann ich mich nach dem Erfolgserlebnis auf dem Wasser jetzt auch nochmal hinter dem Steuer eines Autos versuchen. Schließlich sind wir nirgends dagegen gefahren, nicht gekentert und der Motor läuft noch. Glück gehabt.
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