Die Zugspitze ist der höchste Berg Deutschlands. 2.962 Meter ragt der Riese bei Garmisch-Partenkirchen in die Höhe. Kein Wunder also, dass der Berg auch zu den beliebtesten Ausflugszielen gehört. Jeder Einheimische möchte doch mindestens einmal im Leben auf dem Dach Deutschlands gestanden haben. Ich bin diesmal nicht mit der Seilbahn nach oben gefahren, sondern hinaufgewandert.
Datum steht. Los geht’s!
Zu Fuß sind es knapp 2.400 Höhenmeter, die von Hammersbach durchs Höllental bis zum Gipfel zurückgelegt werden müssen. Wir wollen die Tour ein wenig entschärfen. Denn auch die Aufnahmen für YouTube fressen immer noch ein bisschen zusätzliche Zeit auf. So planen wir eine Nacht auf der Höllentalangerhütte ein, machen ein Datum fest und reservieren zwei Betten.
Wenn das Wetter Flexibilität einfordert
Zwei Tage vorher: Regen in München. Wie wird das Wetter dann wohl zum geplanten Termin? Schlecht. Mit viel Gewitter. Allerdings könnte es morgen noch ganz gut aussehen. Wir disponieren um, verschieben andere Termine und fahren spontan am Nachmittag, einen Tag früher als geplant, nach Garmisch-Partenkirchen.
Der Regen lässt langsam nach und hin und wieder schafft es sogar die Sonne durch die Wolkendecke, als wir das Auto in Hammersbach am Parkplatz abstellen. 12 Euro kostet das 24h-Parkticket. Ganz schön teuer, aber immerhin können wir mit Karte zahlen.
Durch die Höllentalklamm bergauf
Normalerweise finde ich das erste Stück einer Wanderung eher langweilig. Oft geht es einfach nur durch einen Wald bergauf. Diesmal ist es anders. Denn die ersten Höhenmeter führen durch die Höllentalklamm bergauf.
Um mich herum tost das Wasser. Richtig laut donnert es an mir vorbei. Teilweise bilden sich Wasserfälle und stellen die geballte Kraft des Flusses zur Schau. Aber die Wasserfälle bilden sich nicht nur im Flussbett, sondern auch an den Felswänden, die uns umgeben.
Immer wieder springen wir durch Wassermassen, die plötzlich von oben auf uns niederklatschen. Es dauert nicht lange, da ist meine Kleidung durchgeweicht. Ich hätte doch die Regenjacke anziehen sollen. Es ist wirklich feucht hier drin. Zum Glück dauert es danach nicht mehr lange, bis wir die Höllentalangerhütte erreichen.
Der frühe Vogel umgeht den Stau
Am nächsten Morgen starten wir früh. Schon um 4:30 Uhr klingelt der Wecker. Denn jeder kennt sie, diese Bilder, auf denen zahlreiche Menschen im Klettersteig zur Zugspitze im Stau stehen. Das Szenario möchten wir vermeiden. In der Dämmerung steigen wir die ersten Höhenmeter von der Hütte zum Einstieg des Höllentalsteigs auf.
Ich werfe einen Blick zurück. Hinter mir kriecht die Sonne gerade blutrot über die ersten Erhebungen hinweg. Langsam wird die Umgebung in warmes Licht getaucht. Perfekt. Im Schein der aufgehenden Sonne meistern wir die ersten Elemente „Leiter“ und „Brett“ im Klettersteig. Hier ist alles super abgesichert. Das eine oder andere Mal bin ich dank meiner Höhenangst trotzdem froh um das Klettersteigset. Es vermittelt mir immer ein bisschen mehr Sicherheit. Und sei es nur für den Kopf.
Ziel in Sichtweite
Wenig später sehen wir dann zum ersten Mal unser Ziel. Es geht mittlerweile nicht mehr am Drahtseil, sondern durch Geröll weiter bergauf. Aber ganz da hinten, da glitzert bereits das goldene Gipfelkreuz der Zugspitze in der Sonne. Aber die Nähe täuscht. Es sind noch knapp 1.000 Höhenmeter.
Schritt für Schritt stapfe ich weiter in Richtung Höllentalferner. Je nach Verhältnissen sind hier Steigeisen, manchmal sogar die ganze Gletscherausrüstung Pflicht. Wir verzichten auf die Steigeisen. Es liegt noch immer ein bisschen Schnee auf dem Eis und der ist durch die vielen Bergsteiger zu passenden Stufen ausgetreten.
Daten & Fakten zur Tour vom Piz Scalottas zum Piz Danis | |
Dauer | ca. 8 h |
Höhenmeter | ↑2.200 hm |
Länge | 10 km |
Schwierigkeit | schwer |
Randkluft meistern
Dann stehe ich vor der wohl schwierigsten Stelle der Tour. Der sogenannten Randkluft. Im Laufe des Sommers entfernt sich der Gletscher immer weiter von der Felswand. Zurück bleibt eine Lücke zwischen Eis und Fels. Und die gilt es zu überwinden. Schließlich geht es über die Wand weiter nach oben in Richtung Gipfel.
Ende Juli diesen Jahres ist die Herausforderung noch gut zu meistern. Ein großer Schritt und zack. Ich bin drüben. Ein Fixseil sorgt für zusätzliche Unterstützung. Noch ist die schwierige Stelle aber nicht gemeistert. Etwa fünf Meter führt der Weg ohne Klammern und Trittbügel senkrecht nach oben.
Die Sohlen meiner Bergschuhe sind noch feucht und dadurch auf dem Fels auch etwas rutschig. Ich setze vorsichtig einen Fuß vor den anderen, hänge mein Klettersteigset ins Drahtseil an und bin froh, als es wieder horizontal mit ausreichend Platz zum Draufstehen weitergeht.
Klettersteig bis zum Ende
Das schwierigste Stück liegt zwar hinter mir, aber damit hat der Klettersteig erst begonnen. Meter für Meter geht es weiter nach oben. Immer am Drahtseil entlang. Stets mit Tiefblick nach unten und stets aussichtsreich.
Die Seilbahn ist im Hintergrund schon deutlich zu hören. Sie klingt so nah. Ich hebe den Kopf. Sie liegt noch sehr fern. Puh. Langsam merke ich die Anstrengung. Trotz Hüttenübernachtung sind es noch immer knapp 1.800 Höhenmeter, die wir hier gerade aufsteigen. Und rund 300 liegen noch immer vor uns.
High Five zum Gipfelsieg
Dann endlich. Das Gipfelkreuz liegt direkt vor mir. Ich streichle das Gipfelkreuz, feiere den Aufstieg mit einem High Five und freue mich, dass ich oben stehe. Hier am höchsten Punkt der Bundesrepublik. Auf dem Dach Deutschlands. Auf der 2.962 m hohen Zugspitze!
Endorphine machen sich breit. Die Anstrengung ist schlagartig vergessen. Ach, ich liebe dieses Gefühl am Gipfel. Dieses Gefühl, dass ich es geschafft habe. Das wird mich wohl wieder durch die ganze Woche tragen …
Veröffentlicht von