Ein türkisblauer See. Ein idyllisches, hölzernes Bootshaus. Davor ein schmaler Steg. Dahinter imposante Berggipfel. Das Motiv wirkt wie aus einem Bilderbuch. So sieht es auch auf sämtlichen Social Media Kanälen aus. Es wirkt zu schön, um wahr zu sein. Und dann soll dieser Fotospot auch noch am Obersee in Berchtesgaden in Deutschland liegen. Keine Frage: Das will ich mir auch anschauen.
Per Schiff über den Königssee zum Fotospot
Der Königssee zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen in Deutschland. Besonders, wenn man ihn mit dem Schiff überqueren möchte. Und genau das habe ich vor. Deshalb starte ich früh. So, so die Hoffnung, möchte ich den Menschenmassen ein bisschen aus dem Weg gehen.
Noch bevor das erste Boot ablegt, stehe ich am Anleger. Dort bildet sich bereits eine lange Schlange. Okay. So viel zu meinem Plan. Immerhin ist am Ticketschalter wenig los und es geht schnell. Ich löse eine Fahrkarte bis nach Salet. Das ist die Anlegestelle ganz am anderen Ende des Sees.
Mit etwas Glück komme ich noch auf das Boot und bekomme den letzten Platz. Los geht’s. Sanft und leise gleitet das Elektroschiff durch das stille, klare Wasser. Im Hintergrund sind die umliegenden Berge noch von Nebelschwaden verdeckt. Auch die berühmte Watzmann-Ostwand ist noch nicht zu sehen.
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Lange Bootsfahrt, kurzer Zustieg
Dafür kommen wir an der sogenannten „Echowand“ vorbei. Warum die Wand so heißt, demonstriert der Bootsführer auch sofort. Er öffnet die Luke, steigt mit einem Fuß auf die Rehling und führt eine Trompete an seinen Mund. Die Melodie, die der musikalische Kapitän ertönen lässt, kommt zeitverzögert als Echo zu uns zurück. Krass!
Aber mein Ziel ist ja eigentlich der Obersee. Und da wollen natürlich auch noch mehr Ausflugsgäste hin. Also halten wir uns hier nicht viel länger auf. Einige steigen an der Haltestelle St. Bartholomä auf halber Strecke aus, andere fahren genau wie wir bis ans Ende. Der gesamte Weg dauert über eine Stunde!
Sobald wir angelegt haben, geht alles ganz schnell. Es sind nur noch wenige Minuten Fußweg zum Obersee. Den erreicht ihr auch ohne viele Höhenmeter und der Weg ist breit und gut ausgebaut. Eine Familie vor mir schiebt sogar einen Kinderwagen vor sich her.
Gar nicht mal so idyllisch

Und dann sind wir auch schon da. Da ist das Bootshaus. Trotzdem kommt noch keine idyllische Naturstimmung auf. Das mag an all den Menschen liegen, die sich hier angesammelt haben. Alle, wirklich alle, halten eine Kamera in der Hand oder posieren. Die sind alle hier, um ein cooles Foto zu knipsen.
Es ist nicht ruhig, es ist nicht einsam. Es ist nicht entspannt. Ein Foto auf dem Steg vor dem Bootshaus ist beinahe unmöglich. Andere stehen Schlange, um dieses begehrte Fotomotiv genau so einzufangen. Auch ich warte. Und warte. Und warte.
Bis sich Felix, hinter der Kamera, auf einmal bemerkbar macht: „Achtung! Bereitmachen.“ Das sind die Kommandos, die mir zufliegen. „Lachen.“ und „Jetzt!“ folgen noch. Ich stehe da, setze mein schönstes Fotogrinsen auf und lächle in Richtung des Handys, das auf mich gerichtet ist.
Tipps für mehr Ruhe am Königssee
– auch abseits der „Hotspots“ ist es schön
– Nebensaison abwarten & Wochenenden vermeiden
– Morgen-/Abendstimmung nutzen
– entspannt bleiben
Das perfekte Foto
Der perfekte Moment. Auf dem Foto sieht es aus, als stehen wir alleine am See. Hinter mir leuchtet das Wasser türkisblau vor der imposanten Bergkulisse. Alles wirkt ruhig und … ja … auf dem Bild wirkt es tatsächlich idyllisch. So, wie man es sich eben vorstellt. Sobald ich den Kopf hebe und vom Display aufschaue, ist es aber auch wieder vorbei mit der Idylle. Eine Frau rempelt mich an. Ich stehe im Weg. Sie will auch ein Foto. Passt mir gut, ich will eh noch ein bisschen mehr sehen.
Weitere tolle Orte am Königssee
Vielleicht muss es aber auch nicht unbedingt DAS Fotomotiv am Obersee sein. Es gibt rundherum noch so viele schöne Ecken zu entdecken. Das fängt mit einem ganz ähnlichen Bootshaus auf der anderen Seite des Obersees an. Hier steht keiner an, um ein Foto zu machen. Dabei habt ihr hier sogar die Watzmann-Ostwand im Hintergrund!
Apropos, Watzmann-Ostwand: Die ist natürlich auch für sich gesehen sehr fotogen. Da könnt ihr auch schon an der Haltestelle St. Bartholomä aussteigen und in Richtung Eiskapelle wandern. Die riesige Eishöhle selbst schaut schon allein spektakulär aus, sollte aber nicht betreten werden. Sie ist einsturzgefährdet! Aber auch von weiter weg ist hier die Wand richtig, richtig imposant.
Noch ein Tipp ist die Wanderung zu Deutschlands höchstem Wasserfall. Dazu müsst ihr noch ein paar Schritte mehr zu Fuß gehen. Doch je länger ihr lauft, umso weniger Wanderer sind hier auch unterwegs. Und es ist schon krass zu sehen, wie das Wasser hier einfach 470 Meter den Berg herunterfällt.
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