„Wir machen einfach ganz langsam.“ Wir sitzen auf einem Mountainbike. Mal wieder. Wenn mich jemand vor dieser Saison gefragt hätte, wie ich zum Mountainbiken stehe, hätte ich lachend abgewunken. Nie hätte ich mir träumen lassen, mehr als einmal im Sattel zu sitzen. Und doch bin ich hier. In den französischen Alpen und eiere einen Trail herunter. Wie immer ist der Anfang ungewohnt. Ich habe Angst vor jedem Stein und vor jeder steileren Steigung, verkrampfe beim Bremsen und brauche ewig, um reinzukommen.
Es wird besser
Nach ein paar holprigen Bremsversuchen werde ich sicherer und die Geschwindigkeiten werden höher. Zumindest für meine Verhältnisse. Der eine oder andere Mountainbiker und Downhillfahrer kringelt sich bei diesen Worten sicher vor Lachen. Nichtsdestotrotz: Ich fühle mich schnell! Und dabei fühle ich mich nicht unsicherer als zuvor. Über Steine und durch tiefere Löcher gleitet das Mountainbike fast mühelos hinweg. Nur in den Armen sind die Erschütterungen noch zu merken.
Die Ruhe vor dem Sturz
Mit der Zeit gewinne ich an Selbstvertrauen. Ich beteilige mich während des Fahrens an Unterhaltungen und hebe zeitweise den Kopf, um die Landschaft zu betrachten. Ja, ich schaffe es sogar, mich lachend zu meinen Mitfahrern umzudrehen. Selbst auf den „schwierigeren“ Passagen mit lockerem Geröll bin ich nicht mehr ganz so verkrampft, sondern finde es sogar spannend, mir den richtigen Weg zu suchen.Und während wir so durch den Wald düsen und ich mehr und mehr Spaß an der Sache finde, passiert es plötzlich.
Aua, das tat weh!
Ich übersehe einen größeren Stein vor meinem Vorderrad. Ganz so mühelos fährt das Mountainbike also doch nicht über alles drüber. Stattdessen spüre ich, wie der Reifen wegrutscht, verliere das Gleichgewicht und liege im nächsten Moment der Länge nach auf dem Boden. Spitze Steine drücken schmerzhaft gegen meinen Ellbogen. Ein bisschen Blut fließt. „Are you okay?“ Mel, die knapp hinter mir gefahren ist, schaut mich sorgenvoll an. Ich nicke. Bewege alle Gliedmaßen und stehe auf. Ja, ich bin okay!
Jetzt nur nicht den Mut verlieren
Der Sturz hätte mich wohl wieder an den Anfang meiner Mountainbikekarriere zurückkatapultiert, wenn ich alleine gewesen wäre. So aber schenkten mir die Frauen um mich herum Selbstvertrauen. „You can do it, girl,“ hieß es, als es schließlich einen Wasserlauf zu überwinden galt. „Just put your arms like this. Well … a little bit more. Perfect!“ Meine Ellbogen sind gebeugt, mein Oberkörper nach vorne geneigt, während ich auf den Pedalen stehe. Das soll angeblich mehr Sicherheit bringen.
Mehr Sicherheit beginnt im Kopf
Bringt es auch. Vor allem aber kommt mit jedem Meter, den ich wieder auf dem Mountainbike sitze, die Sicherheit ein bisschen zurück. Und ich bin froh, dass ich in diesem Fall nicht aufgegeben und geschoben habe. Zwar darf ich nun zuhause ein bisschen Wunden lecken, aber das war es definitiv wert. Denn die heutige Lektion lautete wohl: Lass dich nicht unterkriegen, wenn mal etwas nicht so läuft, wie du willst. Steh auf und mach weiter. Das habe ich gelernt.