Hattest du auf einer Wanderung schon mal Stress? Weil du zum Beispiel eine Bahn kriegen musstest, ein Unwetter eingezogen ist oder du einfach pünktlich zum Abendessen wieder im Hotel sein wolltest? Ich erlebe das zum Glück selten. Meist hab ich ausreichend „Pufferzeit“ einkalkuliert. Diesmal war ich am Pinzgauer Spaziergang unterwegs, hab ordentlich getrödelt und bin die letzten Kilometer deshalb schnellen Schrittes gegangen, ja, teilweise sogar gerannt …
Auffahrt mit der Schmittenhöhebahn
Dabei bin ich ganz entspannt gestartet. Um kurz nach 9:00 Uhr habe ich die Schmittenhöhebahn in Zell am See genommen, um zum Ausgangspunkt auf 2.000 Meter zu kommen. So hab ich mir die ersten Höhenmeter schon gut gespart und kann ohne größeren Kraftverlust auf die eigentliche Tour starten.
Die ist nämlich noch immer sportlich genug. Der Pinzgauer Spaziergang nennt sich zwar „Spaziergang“ hat mit seiner 17 Kilometer langen Distanz und den knapp 800 Höhenmetern aber mehr mit einer Wanderung als mit einem Spaziergang zu tun.
Eine Wanderung, die von der Schmittenhöhe oberhalb von Zell am See-Kaprun bis zum Schattberg Ostgipfel über den Dächern von Saalbach führt. Und das Ziel solltest du um spätestens 16:15 Uhr erreichen. Denn dann fährt hier die letzte Bahn nach unten ins Tal. Diesen Teil noch bergab zu laufen klingt nach der geleisteten Strecke wirklich nicht einladend ….
Schöne Aussichten in alle Richtungen
Aber noch habe ich ja keinen Stress. Noch lasse ich mir Zeit. So genieße ich die Aussicht über den Zeller See, erkenne Hütten und Hotels aus der Skisaison wieder und lasse den Blick in Richtung Kitzsteinhorn über die schneebedeckten Gipfel am Horizont schweifen.
Dann geht’s endlich los. Vorbei an der letzten bewirtschafteten Hütte auf dem Weg. Genügend Proviant und Wasser sind deshalb Pflicht. Auch eine Regenjacke oder warme Kleidung gehören je nach Wetterlage ins Gepäck.
Einsame Höhenwanderung
Sobald wir die letzte Hütte und die letzte Liftstation passiert haben, wird es auch schlagartig einsamer. Nur wenige Wanderer kommen uns auf dem schmalen Pfad entgegen. Das ist schön, um die Gedanken kreisen zu lassen. Nur manchmal sind viel begangene Routen auch von Vorteil.
Dann nämlich, wenn man den Weg aus den Augen verliert. Das ist uns zwischenzeitlich passiert. Wir orientieren uns an der Wanderkarte, folgen der eingetragenen Linie, die Wegführung des Pinzgauer Spaziergangs symbolisiert und halten uns an die Markierungen. Doch dann hören die Markierungen auf.
Laut Karte sind wir aber noch richtig. Wir müssen hier einfach gerade runter. Gesagt, getan. Wir marschieren den Kamm des Niederen Gernknogels steil bergab durch das Geröll und kommen dann auch wieder auf den eigentlichen Pfad. Später erfahren wir, dass man diesen Hügel auch umlaufen kann.
Daten & Fakten zur Tour vom Piz Scalottas zum Piz Danis | |
Dauer | ca. 6,5 h |
Höhenmeter | ↑760 |
Länge | 17 km |
Schwierigkeit | mittel |
Wo ist bloß die Zeit geblieben?
Mittlerweile sind wir schon bei Kilometer 10 und noch sind die Beine nicht zu schwer. Aber wir machen ja auch gefühlt an jeder Kurve eine Pause. Überall tun sich neue Fotoperspektiven auf und gleichzeitig wird noch für das YouTube-Video gefilmt. Das frisst Zeit.
Am nächsten Wegweiser checken wir dann vorsichtshalber doch die Uhrzeit. Schon Kurz nach 14:00 Uhr! Und laut Wegweiser sind es noch 2,5 Stunden bis zum Ziel. Das wird knapp. Wir beschleunigen den Schritt, legen hin und wieder sogar eine Jogging-Passage ein.
Lebendiges Hinderniss
Ich halte den Kopf ab jetzt vorwiegend gesenkt, achte auf meine Schritte und darauf, bei angezogenem Tempo nicht zu stolpern. Bis ich plötzlich abrupt stehenbleibe, weil vor mir ein großes Tier auf dem Weg steht. Felix läuft mir fast in die Hacken, als ich für das stattliche Pferd vor mir bremse. Es ist schwarz, glänzendes Fell und schaut von oben auf mich herab.
Freilaufenden Kühen sind wir ja jetzt schon einigen begegnet. Pferde sehe ich am Berg eher seltener. Und hier ist gleich eine ganze Herde. Mit Fohlen und allem drum und dran. Das müssen wir uns kurz noch näher ansehen, bevor der Endspurt zum Ziel ansteht.
Umsonst gestresst?!
Wir beeilen uns bis zum Ende. Und haben dann plötzlich noch massig Zeit. Durch das gesteigerte Tempo haben wir sogar noch Zeit gutgemacht. Jetzt müssen wir uns nicht mehr stressen, steigen entspannt in die Gondel nach unten ein und sind froh, dass wir das letzte Stück nicht noch laufen müssen.
Wenn du aber nicht trödelst und am besten mit der ersten Bahn in Zell am See um 8:30 Uhr bereits nach oben fährst, solltest du keinen Zeitdruck haben. Die Gehzeit ist mit 6:30 h ausgeschrieben. Das ist gut zu schaffen. Selbst mit der einen oder anderen Pause.