Ich bin wieder München. Eingesperrt in meine vier Wände. Bei schönem Wetter kommt mir meine Stadtwohnung manchmal noch viel winziger vor. In Gedanken bin ich noch beim Wochenende. Ich habe zwei Tage beim Salomon Outdoor Women Event im Chiemgau verbracht und dabei nicht nur mehr über mich erfahren, sondern gemeinsam mit vielen bergsportbegeisterten Mädels eine richtig gute Zeit verbracht. Von Entspannung bis Action war alles dabei.
Warum tust du, was du tust?
„Warum lässt du Menschen über Instagram an deinen Bergerlebnissen teilhaben. Was motiviert dich?“ Eine Frage, die mir auch immer wieder durch den Kopf geistert und jetzt laut ausgesprochen wird. Ich überlege. Ich bin nicht in den Bergen aufgewachsen und bin selber „Anfängerin“. Trotzdem hab ich mich recht schnell in dem Bereich eingefunden und mich wohlgefühlt. Ich ziehe mittlerweile Kraft aus einem Tag in den Berge und genieße die Freiheit. Diese Erfahrung möchte ich „vorleben“ und teilen. Ich möchte zeigen, dass ihr kein Extrembergsteiger sein müsst, um auf einen Gipfel zu kommen. Ich bin kein Freund der Aussage: „Der/die hat da nichts verloren.“. Das klingt immer so, als müsstet ihr alles schon können, wenn ihr unterwegs seid. Aber um etwas zu können, muss man es zuerst üben. Und den Platz findet ihr auch in den Bergen. Dabei möchte ich nicht zur Selbstüberschätzung aufrufen, aber dazu, dass ihr euch auch was zutrauen könnt. Ich kann es, dann könnt ihr das auch. Vielleicht mit Bergführer, vielleicht erst in drei Jahren. Aber ihr könnt das auch machen. Diese Message geht vor allem an die Frauen, die sich oft eher zurückhalten und noch unsicherer sind. Traut es euch zu!
Unterwegs mit Frauen
Das Salomon Outdoor Women Event richtet sich direkt an Frauen, die am Berg aktiv sind. An Mädels, die Erfahrungen im Outdoorsport gesammelt haben, auch mal gescheitert sind, aber trotzdem immer wieder aufs neue losziehen und über ihre Erfahrungen berichten. Die 10 Blogger-Mädels, die neben mir dabei sind, sind unterschiedlich. Sowohl was das Alter betrifft, als auch die Vorerfahrungen oder Kernsportarten. Aber das ist es, was das Zusammentreffen so spannend macht. Frauen, die sich ihre Nische gesucht haben, ihre Leidenschaft leben und dann auch noch andere mit dieser Lebenseinstellung inspirieren und begeistern.
Mit dabei ist zum Beispiel Kate (@snowwhite.and.the.summits), eine ehemalige Skicross-Athletin, die mittlerweile fast täglich in den Bergen unterwegs ist. Theresa (@therry_nu) wohnt zwar in Nürnberg, schafft es trotzdem erstaunlich oft in die Berge. Sei es mit Tourenski, mit Kletterausrüstung oder seit neuestem zum Trailrunnen. Christine (@christine_pre), Gründerin der Munich Mountain Girls (@munichmountaingirls) hat es sich sogar zur offiziellen Mission gemacht, gezielt Frauen im Bergsport anzusprechen, zu vernetzen und zu ermutigen. Für Anja (@mountainista_blog) kann es oft genug nicht hoch genug hinaufgehen. Sie liebt das Hochgebirge, glitzernde Eislandschaften und hat sich laut eigener Aussage auch niemals einen Kopf darüber gemacht, dass sie im Gegensatz zu ihren männlichen Tourenpartnern etwas nicht schaffen könnte. Und die beiden Läuferin Laura & Isa (@run_munich_run) rufen von ihren Körpern regelmäßig Bestzeiten ab. Dass Isas Außenband gerade hinüber ist, hält sie genauso wenig vom Wandern ab, wie Laura sich von den anfänglichen Bedenken beim Mountaincartfahren bremsen lies. Es war mir eine Freude, euch alle kennenzulernen.
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Zwischen entspannendem Yoga und actiongeladener Mountaincartabfahrt
Das Programm ist genauso bunt und vielseitig wie die Gruppe selbst. Wir starten entspannt beim Yoga. Ein wohliges Gefühl kommt in mir auf. Ich schaffe es tatsächlich ganz bei mir zu sein und mich auf das zu konzentrieren, was ich gerade tue. Das fällt mir im Alltag oft schwer. Meine Gedanken kreisen immer zwischen heute, gestern und morgen. Ich denke an drei Dinge gleichzeitig und obwohl ich nach Außen oft gelassen wirke, ist es in meinem Kopf niemals ruhig. Umso schöner ist es dieses Gefühl der Entspannung mal persönlich kennenzulernen. Die eineinhalb Stunden haben mir gefühlt Energie für die gesamte Woche gegeben. Befreit und ausgeglichen starte ich in den Tag. Der Muskelkater am Folgetag bestärkt mich zusätzlich darin, dass ich die Übungen öfter in meinen Alltag einbauen solltet.
Der Kontrast dazu ist die Mountaincart-Abfahrt, die wir im Laufe des Nachmittags erleben. Kettcarähnliche Fahrzeuge werden vorbereitet, Schadensverzichterklärungen unterschrieben und Helme ausgegeben. Das kann ja heiter werden. Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht gerade ein Geschwindigkeitsjunkie bin und ich sogar auf Waldwegen das Mountainbike schieben würde. Ich starte dementsprechend langsam. Beide Bremsen angezogen taste ich mich die ersten Meter den Hang hinunter. Es dauert eine ganze Weile, bis ich dem Gefährt unter meinem Hintern das nötige Vertrauen schenke. Dann irgendwann kapiere ich: Das fühlt sich sicherer an als Mountainbiken. Ein Grinsen breitet sich endlich zwischen meinen Mundwinkeln aus und wenig später drifte ich nahezu um die Kurve. Crazy. Heute werde ich noch richtig mutig.
Frauen gehören an den Herd, oder?
Frauenklischees gehören tagtäglich dazu. Manchmal werden sie nur so salopp dahergesagt, dann wieder tatsächlich ernst gemeint. Dann kommt sowas wie „Frauen gehören an den Herd!“ Die inspirierenden Frauen, die ich treffen darf, kochen auch. Natürlich. Jeder kocht. Auch die Männer, die ich kenne. Heute wird das Kochstudio allerdings nach draußen verlagert. Statt Hochglanzküche, Elektroherd und Spülmaschine wartet auf uns ein Lagerfeuer am See. Okay, bei mir Zuhause gibt es eh weder Spülmaschine noch Hochglanzküche. Aber der Vergleich hat an dieser Stelle gut gepasst.
Über den züngelnden Flammen des Feuers bereiten wir so gut wie alles zu. Es gibt gefüllte Zucchini, gefüllte Kohlrabi, flambierte Nektarinen. Nebenan im Erdofen gart auf heißen Steinen, begraben von Erde, Gemüse aller Art. Zusätzlich gibt es Stockbrot. Das lässt Erinnerungen an die Klassenfahrt in der Grundschule wieder wach werden. Der Teig schmeckt noch genauso wie damals auch. Und wieder ist die Spitze meines Brotes bis zur Unkenntlichkeit verkohlt, der Rest aber kaum durch. Überrascht stelle ich fest, dass mich kaum etwas weniger stören könnte. Wir haben alles was wir brauchen direkt hier. Und zudem noch richtig gute Laune.
Sei, wer du bist
Klischees hin oder her, so macht Kochen Spaß! Und Mountaincartfahren macht auch Spaß. Gemeinsam den Tag mit Yoga starten ist eine großartige Sache. Wandern ebenso. Ich liebe es, in der Natur unterwegs zu sein, mich hier auszutoben und das zu machen, was mich glücklich macht. Ob dem ganzen dann weibliche oder männliche Tribute anheften, ist dabei egal. Steht das meinem Frau-Sein im Wege? Ganz und gar nicht.
Ich kann Wellnessurlaube gut finden und gleichzeitig die Nächte im Camper lieben. Ich kann abends in Highheels feiern gehen und tagsüber meine Füße am Berg in zu enge Bergschuhe sperren. Ich kann aber auch meine weiblichen Eigenschaften mit in die Berge nehmen. Kann dazu stehen, dass ich nicht immer volle Action brauche. Ich bin gefühlsbetont, sentimental und lass mich von meiner Intuition oft mehr leiten als von meinem Kopf. Ich bin die Frau, die ich bin. Und dazu gehören all meine Vorlieben, Leidenschaften und auch Abneigungen. Auch ihr habt Eigenschaften, die euch ausmachen. Die meinen vielleicht ähneln, vielleicht aber auch stark abweichen. Lasst euch nicht in ein Klischee pressen. Seid, wer ihr seid. Any path. Your way.
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**Bilder von Claudia Ziegler
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