Über Nacht hat es geschneit. Als ich morgens aus dem Fenster schauen, sind die Gehwege und Hausdächer in Ischgl angezuckert. Oben auf dem Berg wird mich zusätzlich zu dem Neuschnee auch noch strahlender Sonnenschein erwarten. Und als wäre das noch nicht genug, treffe ich in der Mittagszeit auf Mitglieder von Seeed und fiebere auf das abendliche Konzert der Berliner Kultband hin. Es gibt diese Skitage, an denen stimmt einfach alles. Da scheint es, als sei dieser Tag im Paznauntal einer davon.
Neuschnee in Ischgl
Ich lasse den Blick über die verschneiten Berge rund um Ischgl gleiten. Frau Holle hat sich über Nacht ausgetobt. Das könnte im Januar kaum besser aussehen. Schritt für Schritt stapfe ich durch eine noch unberührte Neuschneeschicht und sinke bis zu den Knien ein. Es ist kalt genug, dass der Schnee nicht klebrig ist. Fluffig weich wird er bei jedem Schritt von meinen Hacken durch die Luft gewirbelt.
Mein Mund formt ein Grinsen. Ich liebe diesen Schnee. Die Ski lass ich vorerst links liegen. Ich stapfe tiefer hinein. Renne einige Schritte. Lass mich rückwärts in die weiche Wolke fallen. Werfe Schnee in die Höhe. Hach, da wird das Kind in mir aktiv. Und wie es aktiv wird.
So aktiv, dass ich nach einer halben Stunde voller Begeisterung nach Luft ringe. Ob mein fünfjähriges Ich die Spielereien im Schnee früher auch so anstrengend fand? Immerhin bin ich jetzt aufgewärmt. Alle Muskeln sind schon gut durchblutet. Perfekt. Ich bin bereit für die erste Abfahrt.
Den Rhythmus finden
Das Warm-Up war nicht umsonst. Durch das Herumgespiele im Schnee sind die ersten Skifahrer bereits die Pisten hinuntergefahren. Da nicht nur am Pistenrand viel Neuschnee liegt, entstehen hier schon bald große Hügel. Das fordert mich koordinativ und konditionell.
Das ist das erste Mal in dieser Saison, dass ich über so Hügel hüpfen muss. Eigentlich mach ich das gerne. Aber ich brauche diesmal ein paar Versuche, um wieder reinzukommen. Hügel, hopps. Hügel, hopps. Hügel, hopps. Jetzt läuft’s. Hopps. Hopps. Hopps. Der Spaß kommt zurück. Ich weiß wieder, wie es geht. Jetzt ist nur noch die Kondition das Problem. Denn meine Beine brennen ganz schön.
Noch mehr Freude kommt allerdings auf, als wir uns nur kurz darauf auf einer noch nahezu jungfräulichen Piste wiederfinden. Die Rillen sind noch deutlich zu sehen. Juhu! Zeit für ein paar längere Kurven!
Darf ich mit Skischuhen auf die Pressekonferenz?
Bei der Auffahrt mit der neuen Velilleckbahn in Richtung Pardatschgrat können sich die Beine wieder entspannen. Müde baumeln sie über der Piste, auf der sich heute viele Skifahrer und Snowboarder tummeln. Kein Wunder, schließlich ist Kaiserwetter und am Abend wartet ja das Konzert.
Ich besuche zuvor noch die Pressekonferenz. Die findet nämlich gleich statt. Noch nie war ich auf einer Musik-Pressekonferenz. Felix hat vorher extra abgecheckt, ob wir mit Skischuhen da überhaupt reingelassen werden. Aber der Dresscode scheint locker zu sein. Also darf ich die Skischuhe anbehalten.
Bevor Seeed das Podium betritt, herrscht aufgeregtes Gemurmel. Dann kommen vier der insgesamt 10 Bandmitglieder. Kameras klicken. Ich kenne ehrlicherweise keinen von ihnen und habe die Musik bisher nur über Spotify gehört. Trotzdem ist es cool, hier mal live dabei zu sein.
Ob sie auch zum Skifahren kommen, will jemand wissen. Das verneinen die drei Bandmitglieder. Nach dem Auftritt gehe es zurück nach Hause. Trotzdem haben sie sich mit Handschuhen, Skisocken und langen Unterhosen ausgestattet. Wer weiß, wie kalt es auf der Bühne wird. Bisher hat die Tournee nur Stopps in großen Hallen gemacht. Das ist das einzige Outdoorkonzert von Seeed in dieser Saison und dann auch noch auf so einer Höhenlage.
Stimmung pur beim Konzert
Als ich später am Konzertgelände eintreffe, ist klar, dass zumindest die Zuschauer nicht frieren werden. Eng an eng stehend füllen sie den kompletten Platz vor der Bühne aus. Wer hier nach dem Einsetzen der ersten Klänge durchkommen möchte, muss einiges an Zeit einplanen.
Wir sind schnurstracks in Richtung Bühne marschiert. Links davon befindet sich der Medienbereich etwas erhöht. Das ist bei meiner Körpergröße von Vorteil. So hab ich direkten Blick auf das musikalische Geschehen und schaue gleichzeitig auf die tanzenden Skifahrer und Seeed-Fans hinab.
Die Stimmung ist mega. Hände werden in die Luft gerissen. Füße springen im Takt. Münder singen mit. Die Masse bewegt sich homogen zur Musik. Ich schließe für einen Augenblick die Augen, lasse mich einfach nur treiben. Es ist der perfekte Abschluss eines gelungenen Tages.

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Zwei weitere Konzerte kommen
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Nach dem Skifahren den Skitag zu verarbeiten und ganz in der Musik zu versinken, ist ein schönes Gefühl. Das sind beides Dinge, die mich im Moment leben lassen. Dinge, die mich ins Hier und Jetzt holen. Es ist wie ein Tag Kurzurlaub.
Im Laufe der Saison kommen noch zwei weitere Top-Acts auf die Top of the Mountain-Bühne nach Ischgl. Dann wird aber nicht im Tal, sondern am Berg auf der Idalp im Herzen des Skigebiets gefeiert. So hat sich Sido bereits für das Konzert an Ostern angekündigt. Der Künstler zum Closing steht auch schon fest, wird aber noch nicht bekannt gegeben…
Wen würdest du gerne mal auf der Top of the Mountain-Bühne sehen?
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