Das Thema „Marlene und das Fahrradfahren“ war in den letzten Jahren nicht unbedingt eine Erfolgsstory. Im Gegenteil. Auf dem Sattel fühle ich mich nicht wohl. Jetzt war ich in Serfaus-Fiss-Ladis im Bikepark unterwegs. Bin mit Bauchschmerzen hingegangen und mit einem kleinen Erfolgserlebnis nach Hause gekommen. Vielleicht ist doch noch nicht alle Hoffnung verloren.
Meine persönliche Rüstung
Ich betrete den Bikeverleih. Schon jetzt pocht mein Herz schneller als gewohnt. Die Atmung ist unruhig. Ich bin aufgeregt. Dabei werde ich fachmännisch mit der notwendigen Schutzausrüstung ausgestattet. Fullface-Helm, Schienbeinprotektoren und eine Weste mit Rücken, Brust und Schulterpanzern werden zu meiner persönlichen Rüstung. Auch der Bikeguide versucht mir die Angst zu nehmen: „Du wirst das alles schaffen.“ Tja. Der kennt mich ja noch nicht auf dem Bike.
Die feuchten Hände schiebe ich in die Fahrradhandschuhe. Dann umschließe ich die Griffe des Leihbikes, hebe den Kopf, spreche mir Mut zu und schiebe das Mountainbike nach draußen. Aufsitzen. Und los. Aber es geht zum Glück nicht direkt den Berg hinunter, sondern wir bleiben ein paar Meter weiter im Flachen auf dem Parkplatz hinterm Haus.
Hier soll ich die richtige Haltung auf dem Fahrrad erlernen. Immer im Stehen. Die Beine bestmöglich gestreckt. Den Oberkörper nach vorne gebeugt, Ellbogen angewinkelt. Ich folge den Schritten des Guides, versuche seine Haltung zu imitieren. Gar nicht so einfach. Dann kommt der erste Bremstest. Schwungholen und an einer Linie stehenbleiben, lautet die Übung. Mein Schwung sieht verhalten aus. Schon frühe bremse ich mit links und rechts gleichzeitig. Und bleibe stehen. Genau richtig. Vielleicht kann ich doch ein bisschen mehr Gas geben.
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Die ersten Kurven
Dann wird es ernst. Mit einem Förderband geht es die ersten Meter nach oben. In den Anfängerteil des Bikeparks. Etwa 10 Kurven gilt es bis nach unten zu bewältigen. Kurven, wie man sie eben aus einem Bikepark kennt. Steil ausgefräst. Anliegerkurven nennt man sie. Da ist die Kunst, sie möglichst weit oben anzufahren und dann auch im schönen Bogen auszufahren.
Ich, die noch nicht mal über eine Schotterstraße bergab fahren kann, soll also nun durch diese Kurven heizen?! Das kann ja heiter werden. Ziemlich langsam und ziemlich verkrampft kämpfe ich mich nach unten. Meistere aber jede Kurve. Gut sei das gewesen, meint der Guide. Haha. Da ist noch viel Luft nach oben, das spüre ich selber. Aber genau daran werden wir jetzt arbeiten. Wir werden testen, wie viel Luft da tatsächlich noch ist. Und so sitze ich wenig später samt Fahrrad in der Gondel. Es geht nach ganz oben. Auf einen wirklichen Trail.
Leichter Trail, kein Problem?
Dann stehe ich da. Am Startpunkt eines Trails. Ich kann Serfaus-Fiss-Ladis unter mir kaum noch erkennen. So weit oben sind wir. Ein Kind, etwa 10 Jahre, saust an mir vorbei. Holt sogar noch Schwung, um direkt am Einstieg mit Gas in den Trail zu starten. Ich ziehe insgeheim meinen Hut. Wäre ich doch bloß auch so mutig.
Ich schaff das. Ich schaff das. Ich schaff das.
So schwinge ich mich auf mein Fahrrad. Nehme die Position ein, die ich gelernt habe, halte die Finger an der Bremse und taste mich nach vorne. Ich gewinne hier garantiert keinen Geschwindigkeitsrekord, aber ich schaffe die ersten Kurven. Okay. Geht ja sogar ganz gut. Ein bisschen Zuversicht kommt auf. Vielleicht schaffe ich es ohne zu schieben. Das ist nämlich der Notfallplan. Wenn ich nicht weiterkomme, schiebe ich einfach.
Aber bisher komme ich weiter. Immer wieder halte ich an, lasse schnellere Fahrer vorbei. Dann konzentriere ich mich wieder auf mich und auf den Weg. Ein bisschen meditativ ist das schon. Mit den Gedanken muss ich schließlich völlig bei der Sache bleiben. Da rücken alle anderen Problemchen und Sorgen des Alltags mal ganz geschwind in den Hintergrund.
Konzentration kostet Kaft
Die Konzentration ist es aber auch, die Kraft raubt. Es strengt an, mit dem Kopf so dabei zu sein. Auch meine Position auf dem Bike ist nicht entspannt. Immer wieder kommen Kurven, bei denen ich das Nachdenken anfange. Schaffe ich die Kurve? Was muss ich nochmal beachten? Das Ergebnis ist eine verkrampfte Körperhaltung. Und die strengt auch an.
So bin ich doch ganz glücklich, als ich unten endlich ankomme. Glücklich, dass ich es geschafft habe. Und stolz. Ja, ich bin auch stolz auf mich. Ich habe nicht geschoben. Ich bin gefahren. Vielleicht nicht gut, vielleicht ein wenig zu besorgt. Aber ich bin gefahren. Und das ist es am Ende, was zählt.
Dann muss ich mir sogar eingestehen: So schlimm war’s gar nicht. Bisher stand ich mit dem Fahrradfahren auf Kriegsfuß. Vielleicht ist das Kriegsbeil jetzt begraben? Vielleicht bleibe ich dran? Vielleicht macht es irgendwann sogar Spaß? Wer weiß …
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Ansonsten genieße ich all die anderen Aktivitäten, die man in den Bergen unternehmen kann. Und da hab ich ja auch in Serfaus-Fiss-Ladis wieder einiges gesehen und gemacht. Denn neben dem Mountainbiken war ich Wandern. Ich habe im Crystal Cube geschlemmt und ich habe die Region beim Gleitschirmfliegen von oben betrachtet.
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