Der Wecker klingelt früh. Draußen ist es noch dunkel. Ich blinzle den Schlaf weg, strecke mich ausgiebig und schwinge die Beine aus dem Bett. Wir haben viel vor heute. Zuerst geht es selbst zum Langlaufen, dann werden wir den Profis beim Biathlon-Weltcup in Ruhpolding zusehen. Ein reichhaltiges Frühstück ist also Pflicht. Und das haben wir um diese Uhrzeit auch noch fast für uns alleine. Erst nach und nach trudeln andere Gäste im Frühstücksraum ein. Da sind wir aber schon gestärkt und bereit für die Laufeinheit auf der Loipe.
Auf zur schönsten Loipe in der Region
„Fahrt am besten hoch zur Hemmersuppenalm,“ lautet der Tipp vor Ort. Dort oben warten 40 Kilometer präparierte Langlaufloipen, die besonders schön sein sollen. Wir folgen dem Tipp und fahren mit dem Shuttlebus, der etwa alle 30 Minuten verkehrt, nach oben. Der Bus hat Schneeketten angelegt. Mit dem Auto ist die Zufahrt nicht möglich. Über eine weiße Fahrbahn, die auch als Rodelstrecke dient, geht es Kurve um Kurve bergauf. Draußen sausen weiße Bäume an uns vorbei. Richtig idyllisch hier.
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Langlaufen im Winterwunderland
Das Timing passt. Sobald wir ankommen, zeigen sich auch die ersten Sonnenstrahlen. Wir schnallen die Langlaufski an und befinden uns wenige Meter später mutterseelenalleine im Winterwunderland. Alles wirkt so ruhig und unwirklich. Die Natur befindet sich in tiefem Winterschlaf. Zugedeckt von weichem Schnee. Schneekristalle glitzern in der Sonne. Durch die Weitläufigkeit der Alm schweift der Blick in die Ferne. Ist das schön hier. Immer wieder kommt dieser Gedanke in meinen Kopf. Und während wir laufen zucken die Augen von links nach rechts, um auch wirklich alle Eindrücke aufzusaugen. So vergehen zweieinhalb Stunden wie im Flug.
Einkehr und Stärkung
Laufen macht hungrig. Ein Blick auf die Uhr verrät, dass eine schnelle Mahlzeit durchaus noch drin ist. Wir treten den Rückweg in Richtung Shuttlebus an. Bis dahin müssen wir aber noch ein ziemliches Gefälle überwinden. Als Langlaufneuling finde ich abwärts fahren noch immer spannend. Hochkonzentriert überwinde ich drei steile Kurven im Schneepflug und bin froh, als ich die Ski endlich abschnallen darf. Geschafft! Auf den letzten Metern bergab habe ich fast mehr geschwitzt als beim Laufen in der Ebene. Jetzt haben wir uns die Pilzpfanne, die wir in der Hindenburghütte bestellen, aber wirklich verdient.
Meine erste Langlaufveranstaltung
Bis zu meinen ersten Langlaufversuchen im Oktober war mir die Sportart relativ egal. Jetzt bin ich soweit, dass ich mir den Biathlon-Weltcup in Ruhpolding LIVE anschaue. Noch nie habe ich zuvor eine Langlaufveranstaltung besucht und weiß auch nicht, was da auf mich zukommen wird. Ich bin gespannt. Wir haben Karten für die Staffel der Herren und Plätze direkt am Schießstand. Da ist hoffentlich am meisten zu sehen.
Bomben-Stimmung beim Biathlon-Weltcup
Die Stimmung auf der Tribüne übersteigt meine Erwartungen bei Weitem. Umgeben von Biathlon-Fans stehen wir dicht an dicht auf den Stufen unmittelbar vor dem Schießstand. Plötzlich wird es lauter. Ich blicke mich um. Alle Augen sind gebannt auf die Spur vor uns gerichtet. Menschen schreien, feuern an und reißen jubelnd die Arme in die Luft. Ich folge den Augenpaaren und entdecke die drei Biathleten, die sich da ein Kopf an Kopf-Rennen liefern, dann auch selbst. So schnell wie sie kamen, sind sie auch wieder vorbei. Was eine Gaudi.
Ich muss wohl noch ein bisschen üben
Noch während wir das Stadion schon wieder verlassen, staune ich über die Geschwindigkeit der Biathleten. Ich erinnere mich an meine Versuche auf der Loipe am Vormittag. Während es bei den Profis so easy aussieht, war bei mir jeder Schritt eine koordinative Herausforderung. Dabei habe ich mich im Vergleich zum Anfang schon deutlich gesteigert. So schnell wie die Biathleten werde ich wohl eh niemals. Dafür habe ich eine neue Sportart für mich gefunden und freue mich darauf, noch weitere so schöne Loipen wie die an der Hemmersuppenalm zu entdecken.
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