Ellmauer Halt 1/101 beste Berge

Aller Anfang ist schwer. Oder doch nicht? Tipps zum Bergsteigen lernen

Oh wow, das würde ich auch gerne machen. Wie hat das alles begonnen? Hast du Kurse gemacht, um in die Berge zu gehen? Was würdest du einem absoluten Anfänger empfehlen? Immer wieder bekomme ich diese oder ähnliche Fragen über Instagram, Facebook und YouTube gestellt. Ich habe die häufigsten Fragen zum Thema Bergsteigen lernen gesammelt und teile meine eigenen Erfahrungen mit dir.

Kann man Bergsteigen lernen?

Immer wieder erreichen mich Nachrichten, die so oder so ähnlich lauten: „Ich find super, was du machst. Ich könnte das nie. Aber ich komme ja auch nicht aus den Bergen.“ Ich schreibe dann meist zurück, dass ich ja auch nicht in den Bergen aufgewachsen bin. Ja, ich war schon immer gerne draußen. Aber ich habe mir lange Zeit die Freizeit mit Fußballspielen und Feiern gehen vertrieben. Berge standen da noch nicht so hoch im Kurs. Und trotzdem sind sie heutzutage nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken.

Meine Antwort lautet also: Klar, kannst du das. Trau dir was zu. Geh einfach mal raus und hab Spaß. Das bedeutet natürlich nicht, dass du gleich als erstes den höchsten Berg der Welt erklimmen sollst. Taste dich langsam ran. Stell fest, was du schon kannst und lass dich einfach treiben. Es ist super schön, über grüne Almwiesen zu wandern. Und alles, was du dafür brauchst, sind ein bisschen Kondition und die Lust rauszugehen.

Vielleicht willst du dann irgendwann höher hinaus. Vielleicht hast du Lust auf eine anspruchsvollere Bergtour, bei der man ein bisschen kraxeln muss. Vielleicht möchtest du auch erste Erfahrung im Klettersteiggehen sammeln. Oder du hast dir sogar vorgenommen, einmal eine echte Hochtour, also mit Gletscher zu unternehmen.

Hier wächst du einfach mit der Erfahrung. Gib dir Zeit, überstürze nichts. Manchmal kannst du Glück haben und erfahrene Leute in deinem Freundeskreis nehmen dich mit und bringen dich deinem persönlichen Ziel immer ein Stückchen näher. Falls das nicht der Fall ist, musst du aber auch nicht den Kopf in den Sand stecken. Denn es gibt ein breites Kursangebot für alle, die am Berg weiterkommen und dazulernen möchten.

Kurse können helfen

Ich habe auch den einen oder anderen Kurs absolviert. So habe ich Kletterkurse absolviert, erste Erfahrungen im Eisklettern gesammelt und einen Hochtourenkurs hinter mir. Das war mir damals wichtig. So, so dachte ich, lerne ich am besten die Basics und worauf es ankommt. Jetzt hilft aber natürlich der beste Kletterkurs nichts, wenn du dann nicht dranbleibst. Das ist an dieser Stelle nämlich mein Problem gewesen. Ich habe danach einfach wieder mit dem Klettern aufgehört. Und schiebe es seitdem vor mir her.

Aber man muss ja auch nicht alles auf einmal lernen und üben. Konzentriert euch darauf, was euch gerade Spaß macht. Und wenn – so wie bei mir – Klettern halt gerade nicht an der Reihe ist, dann ist das auch gut so. Es gibt noch viele andere, spannende Facetten, an denen ihr anknüpfen und weitermachen könnt.

Geld sparen und erstmal reinschnuppern

Übrigens müsst ihr für Kurse auch nicht zwangsläufig super viel Geld ausgeben. Oft steht ja zuallererst die Frage im Raum: Macht dir das überhaupt Spaß? Das kannst du aber für dich erst beantworten, wenn du es zumindest Mal probiert hast. Für erste Erfahrungen und um ein bisschen in die neue Sportart hineinzuschnuppern, kannst du dich zum Beispiel mit Kursen von „SnowHow„, „ClimbHow“ oder „BikeHow“ herantasten.

Dort gibt es je nach Jahreszeit im Sommer kostenlose Kletter- und Mountainbikekurse und im Winter kostenlose Lawinenkurse. Da werden einige Basics abgedeckt und es ist kein reiner Theorie-Vortrag. Stattdessen gehst du direkt ins Gelände und wendest an, was du gelernt hast. Ausgebildete Bergführer begleiten dich dabei. Allerdings musst du bei der Terminwahl schnell sein, denn die freien Plätze sind oft schnell ausgebucht.

Zum Reinschnuppern eignen sich ansonsten auch spezielle Events. Halte hier einfach Augen und Ohren offen oder trete einschlägigen Facebook-Gruppen bei. Da gibt es immer wieder Events, an denen du dich zum ersten Mal unter Aufsicht an einer Boulderwand versuchen kannst oder zum ersten Mal ein Lawinenverschüttetensuchgerät in die Hand bekommst und ein abgestecktes Suchfeld abläufst.

DAV und Bergschulen kontaktieren

Wenn du dir schon sicher bist, dass dein Interesse nicht nur von kurzer Dauer ist, kannst du natürlich auch in einen Kurs investieren. Ein breites Ausbildungsangebot gibt es zum Beispiel vom DAV. Da profitierst du, wenn du Mitglied beim Deutschen Alpenverein bist. Dann gibt es oftmals vergünstigte Konditionen. Im Alpinprogramm kannst du nahezu nach allem suchen. Von einfachen Bergwanderkursen bis zu technischer Mehrseillängenkletterei gibt es hier viele Möglichkeiten.

Oder du setzt dich direkt mit einer Bergschule in Verbindung. Auch bei den Bergschulen werden Bergführer nicht nur zum Tourenführen eingesetzt, sondern vermitteln in Kursen ebenfalls Inhalte für Einsteiger und klären über Sicherheitsfragen auf. Schnupperkurse sind meist günstiger, aber auch abgespeckter. Je nach Wohnort oder Urlaubsort suchst du dir über Google oder den Tourismusverband vor Ort die passende Alpinschule raus. Dann kann’s auch schon losgehen.

Bergführer sorgen für Sicherheit

In Begleitung eines ausgebildeten Bergführer kannst du dich auch an etwas wagen, dass du dir alleine nicht zutrauen würdest. Ich bin mit Bergführer zum Beispiel auf den Mont Blanc in Frankreich und auf den Großglockner in Österreich aufgestiegen. Dabei nimmt der Bergführer einem nicht alles ab, übernimmt aber die Einschätzung der Sicherheit. Im Notfall bläst er die Sache auch ab, wenn Wetter oder andere Voraussetzungen nicht passen. Das ist dann halt so. Aber dadurch steht die Sicherheit bei einem Bergführer auch an erster Stelle.

Er wird dich nicht auf Teufel komm raus auf einen Berg hochzerren. Stattdessen kannst du mit ihm gemeinsam die Tour planen. Du kannst Wissen darüber sammeln, worauf der Experte besonders viel wert legt. Du kannst lernen, eine eigene Tourenplanung zu übernehmen. Du kannst ihn unterwegs auch über Geländeformen und das „richtige“ Verhalten in bestimmten Situationen ausfragen. Oftmals trainiert ihr einiges sogar gemeinsam. So habe ich vor dem Aufstieg auf den Mont Blanc mein Wissen zur Spaltenbergung nochmal erneuert. Das haben wir ganz einfach vor der Hütte geübt.

Trotzdem ist natürlich wichtig, dass du dein eigenes Können realistisch einschätzen kannst. Es bringt nämlich natürlich nichts, als absoluter Kletteranfänger die Eiger Nordwand bezwingen zu wollen. Das versteht sich aber zum Glück von selbst. Ansonsten ist eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten hilfreich, um mit dem Bergführer gezielt an etwas zu arbeiten, was dir aktuell noch schwer fällt.

Ängste verschwinden nicht komplett

Ganz wichtig: Überfordere dich nicht. Es ist normal, dass Ängste, Zweifel und ein gewisses Unwohlsein immer mal auftreten. Wenn du wirklich Angst hast, bist du vielleicht noch nicht bereit für die Situation. Dann gib dir mehr Zeit. Fang klein an und gewöhn dich an bestimmte Situationen immer ein bisschen mehr.

Ich für meinen Teil habe ja bekanntlich Probleme mit Höhenangst. Das verschwindet nicht von heute auf morgen. Es äußert sich je nach Tagesverfassung und Vorbereitung mal stärker und mal weniger stark. Aber es ist doch immer präsent.

So können euch aber auch andere Situationen zum Zweifeln bringen. Lass dich davon nicht unterkriegen. Zweifel gehören dazu. Und sind gesund. Denn die Zweifel zeigen dir ja auch deine Grenzen auf. Die sollst du schließlich nicht auf einmal überrumpeln und ignorieren, sondern nur langsam verschieben. Wenn die Zweifel also zu stark sind, hör auf dein Bauchgefühl und lerne, dass umkehren und eine Unternehmung abbrechen keine Schande, sondern manchmal einfach die bessere Entscheidung sind.

Also kannst auch Du Bergsteigen lernen

Also trau dir was zu. Schnapp dir deine Wanderschuhe und deine beste Freundin/deinen besten Freund und erkunde die Natur. Du wirst schnell merken, dass du besser wirst. Dann fallen dir plötzlich längere Strecken viel leichter und du gewöhnst dich auch an die Höhenmeter.

Hab einfach Spaß und genieße die Zeit in den Bergen. Ab diesem Zeitpunkt arbeitet die Zeit für dich. Alles andere kommt dann mit der wachsenden Erfahrung und vergangenen Erlebnissen von ganz allein.

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